Konzept

und Praxis

Konzept

Wie wir das Berliner Bildungsprogramm (BBP) und seine Bildungsbereiche für unsere Methoden und Angebote rezipieren und nutzen

Die Bildungsbereiche sind nicht voneinander zu trennen und sind in jedem Angebot und Projekt repräsentiert.

Körper, Bewegung und Gesundheit

Das Kind nimmt seine...

g>Lebenserfahrung und die Deutung dieser direkt über den Körper und seine Bewegung wahr. Die emotionale Wahrnehmung und Entwicklung stehen in einem untrennbaren Zusammenhang. Direkt damit verbunden ist die Gesundheitserziehung, die langfristig dazu führt, dass Kinder für ihr eigenes Wohlergehen sorgen können.

Gesunde Ernährung

Gesunde Ernährung hat für die kindliche Entwicklung eine große Bedeutung. Neben gesunden vollwertigen Speisen, die wir frisch mit Schwerpunkt auf ökologische und nachhaltige Ernährung beziehen, hat die Gestaltung der Essenssituationen einen hohen pädagogischen Stellenwert. Die Mahlzeiten in den Kitas sind kulturelle und soziale Momente, die Raum für Zuwendung und Gespräche (sprachliche Bildung) bieten und die Entwicklung von sozialen Kompetenzen fördern. Eine angenehme und ruhige Atmosphäre während der Mahlzeiten ist uns wichtig. Essgewohnheiten werden positiv beeinflusst, denn beim Essen werden die Sinne geschult. Die Kinder entdecken die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und wählen das, was ihnen schmeckt. Kinder entscheiden was und wieviel sie essen und trinken möchten und sind so früh an der Essensplanung beteiligt. Die Beteiligung der Kinder bei der Essensauswahl bietet wichtige Lernerfahrungen und fördert die Sensibilität für ihre Bedürfnisse und ihre Selbstständigkeit.

Soziales und kulturelles Lernen

Die Kita-Kultur knüpft an die Familienkultur an und führt Kinder in den Rahmen des sozialen und kulturellen Gefüges ein, den die Kita darstellt und in den sich die Kinder mit ihrer ganzen Persönlichkeit einbringen. Durch verschiedene Angebote im künstlerischen, sportlichen, musikalischen, naturbezogenen und sprachlichen Bereich wird ein Kontext geschaffen, in dem sich die Kinder Wissen erschließen. Sie erlernen Techniken und Fertigkeiten, die sie mit eigenen Ideen und ihrer Kreativität umsetzen und ausleben können.

Sprache, Kommunikation, Schriftkultur

Mehrsprachigkeit: Die bei uns überwiegend repräsentierten Erstsprachen sind - neben Deutsch - Englisch, Türkisch, Arabisch, Spanisch, Russisch, Polnisch und andere Sprachen. Interkulturalität: Die bei uns repräsentierten Kulturen sind die deutsche, türkische, arabische, russische, polnische, lateinamerikanische oder nordamerikanische, nigerianische oder syrische Kultur, wobei ein Kulturbegriff sich allerdings einer rein nationalstaatlichen Perspektive oftmals entziehen wird. Wir behandeln den Begriff Kultur als identitätsstiftend und gemeinschaftsfördernd, inkludierend und transformativ.

Sprachförderung

Das Sprachkonzept und individiuelle Sprachförderung unserer Kitas zeigt Möglichkeiten für eine ganzheitliche sowie individuelle Sprachentwicklung. Sprachliche Bildung findet nicht zu bestimmten Zeiten statt, sondern alltagsintegrierend während des ganzen Tages.

In der Kita bieten sich viele Spiel- und Alltagssituationen an, in denen sprachliche Bildungsprozesse herausgefordert werden. Dies ist eine allumfassende Aufgabe unserer pädagogischen Arbeit im Krippenbereich sowie mit unseren 3 – 6 -jährigen Kindern. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, bietet das Kita-Team den Kindern ein motivierendes Sprachumfeld. Dies zeigt sich in der Auswahl der Spielmaterialien und Gestaltung unserer Räume.

In unserer alltagsintegrierenden sprachlichen Bildung geht es um Sprache im freien Spiel, um Sprache im Prozess des entdeckenden Lernens und um Sprache im sozialen Miteinander. Aber auch der Aspekt gezielter Sprachförderung anhand von ausgewählten Fördermaterialien ist ein Teil unserer Arbeit. Viele Kinder in der Metropolregion und in unseren Kitas haben einen Migrationshintergrund und erhalten in ihrem familiären Umfeld nicht immer genug Möglichkeiten, mit der deutschen Sprache in Berührung zu kommen. Diesen Kindern wollen wir frühzeitig und gezielt Unterstützung in ihrer sprachlichen Entwicklung anbieten.

In Bezug auf die Schwerpunkte der täglichen Arbeit haben sich die begleitenden Pädagogen ein achtsames Sprachverhalten angeeignet, sie verwenden Sprache bewusst und in hohem Maße adressatenorientiert, strukturiert und korrekt (natürlich auch spontan und humorvoll…), so dass man sich an ihnen orientieren kann. Das wollen wir genauer erklären: Hier soll aufgezeigt werden, welche Arbeitsfelder für die Sprachentfaltung in unserer Kita gestaltet wurden. Was macht die Sprachkultur in unserer Kita aus?

Unser Sprachvorbild pädagogischer Fachkräfte achten darauf, dass unsere Kinder:

  • in vollständigen Sätzen sprechen
  • einfache Worte auswählen
  • Wörter langsam und deutlich aussprechen
  • Zuhören und sich Einfühlen
  • wertschätzend korrigieren
  • Vorlesen
  • Schriftzeichen entschlüsseln
  • Erzählrunden, Morgenkreise, Tischgespräche gestalten

Mehrsprachigkeit

Kinder können im frühen Kindesalter (bis 3 Jahre) Sprachen sehr leicht und natürlich erlernen. Später ist es auch für mehrsprachig aufgewachsene Kinder leichter, noch weitere Sprachen zu erlernen. Bis zum Alter von 6 Jahren können sich Kinder eine Sprache quasi nebenbei im Spiel aneignen. An vielen Orten in der Welt, wo es verschiedene Herkunftssprachen gibt und an denen verschiedene Ethnien auf zum Teil engem Raum zusammenleben, wird diese natürliche Mehrsprachigkeit gelebt.

Die Kinder leben von Anfang an in der derselben Mehrsprachigkeit und tauchen in die dazugehörigen Denk- und Wertesysteme ein (Immersion). In Berlin überwiegt das Deutsche als Sprache und Kultur. Daher ist es für die Entwicklung einer resilienten, alltagsstabilen Identität wichtig, dass hier sowohl das Beherrschen der deutschen Sprache als auch das Polyglotte, die Migrationskultur gepflegt und gefördert wird. Die Identität und das Selbstbewusstsein der Kinder wird durch gezielte Sprachförderung gestärkt und sie bekommen Stabilität in verschiedenen – nicht notwendigerweise herkunftssprachlichen – kulturellen Kontexten. Die Kinder können so verschiedene Aspekte ihrer Identität und der Identität anderer kennen und schätzen lernen, ein starkes und diverses Selbstbild entwickeln und auf dem Weg zu sprachlicher und situativer Gewandtheit in mehr als einem sprachlichen und kulturellen Kontext in der Vielfalt ihrer Heimatstadt verwurzeln. Schon von unserem Selbstverständnis als Kitaträger, der aus einem migrantischen Zusammenhang gegründet wurde, ist uns die Feststellung wichtig, dass dieser Schatz und das Potential verloren gehen, wenn die Mehrsprachigkeit nur in der Familie oder gar nicht gelebt wird, da die Kinder die dominierende Sprache ihrer Freunde und Altersgenossen bevorzugen und z.B. die Sprachen der eigenen Familie nicht mehr verwenden. Für die Kinder ohne mehrsprachige Herkunftsfamilie ist es ein großer Gewinn, zu erfahren, dass Mehrsprachigkeit eine Bereicherung ist, als eine Basis für eine von Anfang an wirksame demokratische Erziehung, in der man sich zuhört, in der unterschiedliche Ansichten und Konflikte verbalisiert und ausgetragen werden und in der Bedrohungsgefühle oder Gefühle des Ausgeschlossenseins durch Konstruktionen von Fremdheit keinen Raum haben. Diese bereichernde Erfahrung stärkt wiederum das Selbstbewusstsein, da man die eigene Besonderheit oder die der anderen nun als Bereicherung annimmt und so in der Interaktion mit anderen wächst. Somit ist in der Persönlichkeitsentwicklung die Basis für gegenseitiges Verständnis, Akzeptanz und Vertrauen gelegt. Die Kultur und Sprache werden über das Feiern von Festen, über Bücher, Filme, Theater, Musik und nicht zuletzt über das gemeinsame Essen gelebt und transportiert. Aus dieser Erkenntnis und bei entsprechenden Bedarfen sind wir bereit, bilinguale Züge in unseren Kitas auszubauen und zu fördern. wie das deutsch-spanische Projekt in der Kita Marlenchen (siehe dort).

Sinneswahrnehmung

Wir legen Wert auf die sprachliche Bildung über Sinneswahrnehmung. Kinder erleben, erkennen, benennen. Sie hören und horchen, schmecken und riechen, tasten, spüren und greifen, sehen und schauen. In der Bewegung entdecken und improvisieren sie und lernen sich selbst zu empfinden und ihr Gleichgewicht in der Welt zu halten.

Wahrnehmung ist die Bewusstwerdung dessen, was uns die Sinne eingeben. Es geht nicht nur um die Aufnahme, sondern auch um die Verarbeitung von Sinnesreizen im Gehirn. Nur das, was wir aufnehmen und verarbeiten, können wir sinngemäß versprachlichen. Was nicht erfahren und erlebt wird, kann vom kleinen Kind nicht gedacht werden und findet nicht in die Sprache. Wahrnehmung, Bewegung, Sprache und Denken sind eng miteinander vernetzt. Über das Handeln, das Experimentieren und Ausprobieren -durch das freie Spielen ganz allgemein - findet das Kind zur Sprache.

Die Spielentwicklung ist eng gekoppelt an die Sprachentwicklung. Beides gründet auf einer gesunden Sinneswahrnehmung. Ein kreatives Spielverhalten ist die Grundlage für eine lebendige und differenzierte Sprachentfaltung. Die Gestaltung der Räumlichkeiten, ein entsprechendes Spielmaterial und das Experimentieren mit Wasser, Sand, Erde und anderen Naturmaterialien sollen dazu beitragen, ebenso das wöchentliche Sportangebot und die regelmäßigen Ausflüge, Musik und Bewegung. Jede Sprache hat ihren ganz eigenen Sprachrhythmus und ihre Sprachmelodie. Singen, Reime, Kreistänze und Spiele tragen dazu bei, den Kindern Rhythmus und Melodie der deutschen Sprache zu vermitteln. Das Erlernen von Versen und Reimen fällt leichter, wenn die Texte von Melodie und Bewegungen getragen werden. Zum Rhythmus wird sich z.B. gedreht, es wird geklatscht und gestampft.

Fragen zum Entwicklungsstand

Mit dem Eintritt in die Kita erhält jedes Kind ein Sprachlerntagebuch. Es dokumentiert die deutsche Sprachentwicklung des Kindes, dient als Beobachtungsinstrument und bietet vielfältige Sprachanlässe. Es begleitet das Kind durch die Lebensphase des Kitabesuchs bis zur Einschulung. Es gehört dem Kind und wird ihm mitgegeben, wenn es die Kita verlässt - mathematische und naturwissenschaftliche Grunderfahrung.

Mathematik ist das abstrakte Ordnen der alltäglichen Phänomene, man findet sie daher eher am Anfang eines imaginären Weges von der Sprache zur Naturwissenschaft. Sie findet sich in Mustern, Reihenfolgen, Rhythmen, Wiederholungen und Mengen. Sie bietet Orientierung und verlässliche Strukturen. Die Auseinandersetzung mit Größen, Formen, Gewichten und Mengen geschieht im Alltag. Im Herbst sammeln wir Kastanien. Sie werden gezählt und weggenommen (Subtraktion) und wieder dazugelegt (Addition), von einem Behältnis ins andere geschüttet (Transferfähigkeit). Konfrontiert mit den Grundelementen Erde, Feuer, Wasser und Luft erschließen sich die Kinder die Welt. Ton, Papier, Farbe, Holz, Metall, technische Geräte, Objekte aller Art und alle denkbaren Phänomene, auf die sie treffen - Auf diesem Weg entwickeln sie Fragen und Hypothesen dazu, wie alles funktioniert und zusammenpasst.